Die Rehabilitationskur war für 4 Wochen vorgesehen, mit möglicher Verlängerung um weitere zwei.
Die Autofahrt einschließlich Übersetzung mit der Fähre nach Konstanz dauerte 4½ Stunden. Vom Empfangspersonal wurde ich herzlich begrüßt. Nach den Aufnahmeprozeduren im Zimmer des Pflegepersonals und der Einweisung in mein klinisches Gemach, ließen meine Eltern und ich uns erstmal ein Eis im hausinternen Café schmecken.
Als meine Eltern nach einer Stunde bereits auf der Heimfahrt waren, hatte sich mein Zustand deutlich gebessert. Während der Anreise hatte ich nämlich die meiste Zeit weder gehen noch stehen können. Jeder Ortswechsel und jedes Bemühen wurden durch Unterbeweglichkeit torpediert. Die Regeldosis meiner Tabletten hatte erst verspätet Wirkung gezeigt.
Die Zeit schien anfangs ziemlich langsam zu vergehen, zumal die ersten Tage gleich ein Wochenende mit Feiertag einschlossen.
Ich nutzte diese Zeit, um die Menschen um mich herum kennenzulernen, mit denen ich meine neue Umgebung teilen werden würde.
Als die erste Woche begann, hatte ich meine ersten Anwendungen, Sitzungen und Gespräche mit Fachkräften aus Physio-, Ergo-, Psycho- und Sprachtherapie.
Mein weiterer Aufenthalt verging vergleichsweise wie im Flug. Mein Geburtstag fiel in diese Zeit. Der Besuch meiner Eltern zu diesem Anlass wurde für informative Gespräche mit meinen Ärzten und Therapeuten genutzt. Es ergaben sich daraus erfreulicherweise keine unerwartet schlechten Nachrichten.
Beim Gespräch mit den Ärzten erlangten wir Kenntnisse, welche wir im Lauf der vorausgegangenen zwei Jahre nicht erfahren hatten.
Die Bekanntschaften, welche ich während der ReHa-Kur machen durfte, bestehen teils noch heute. Viele von den vertrauter gewordenen Menschen berichteten mir auch, wie und was sie von ihrer Krankheit gelernt hatten. Dies hatte auch Rückwirkung auf mein Denken. Dachte ich zu Anfang der Kur noch wiederkehrend die Frage „Wieso ausgerechnet ich?“, so hatte sich das zum Ende des Klinikaufenthals sehr abgewandelt. Nun fand ich mich als eines unter vielen „Opfern“.
Ein Freund, der mich besuchen kam und sogar eine Nacht in meinem Fremddomizil verbrachte, zeigte abschließend eine Mischung aus Begeisterung und Erleichterung: Er sei froh, hier gewesen zu sein und die tiefe Erkenntnis mitzunehmen: „Ich darf gesund sein“.
Natürlich verließen immer wieder Mitpatienten, mit denen ich Freundschaft geschlossen hatte, den Kuraufenthalt. Dies erführ ich als Trennungsschmerz. – Aber es kamen auch neue.
Ein abschließendes Arztgespräch verließ ich mit der Zusicherung, in Zukunft Erwerbsminderungsrente zu bekommen. Dies ließ mich mit der Hoffnung gehen, in zwei Jahren rentenwürdig zu sein, auch, eine Wiederholungs-Reha genehmigt zu bekommen. Die Feststellung, ob ich weiterhin einer erwerbsfähigen Tätigkeit nachgehen darf, wäre hiermit verbunden.
Kurz vor meiner Entlassung wurde mir bewusst, wie sehr ich mich auf meine heimatliche Umgebung freute, auf meine Eltern und Freunde, denen ich verdanke, zu mir zu stehen.
Ich wurde in der Nacht vor meiner Abfahrt von einer Magen-Darm-Grippe heimgesucht, die zunächst schwerwiegender interpretiert wurde. Am Tag der Abreise musste ich das Zimmer hüten, bis meine Eltern eintrafen. – Die Heimfahrt gestaltete sich – ähnlich der Hinfahrt – wenig angenehm, da ich weitgehend unbeweglich war (untermotorisch).
Mein Zustand besserte sich, nachdem ich wieder zuhause war. Es war nicht leicht, die Dopamin-Dosen nach vorgeschriebener Regel einzuhalten, da früh eintretende Unbeweglichkeiten zu einer verfrühten Einnahme verleiteten.
Meine Schwester beraumte für das Wochenende nach meiner Rückkunft eine Feier an ähnlich jener, bevor ich zur Kur gegangen war. Alle Menschen, die damals beim Abschied zugegen gewesen waren, beehrten mich auch diesmal auf der Willkommensparty.